Woher kommt das Ceranfeld?

Ceranfeld - Eine Innovation in der Küche

Woher kommt das Ceranfeld?
Seit über 40 Jahren gibt es den Begriff Ceran bzw. Ceranfeld und in fast jedem Haushalt wird auf einem Cerankochfeld gekocht. Jeder weiß, um was es geht, doch die meisten Menschen wissen kaum etwas über das spannende Thema Glas. Ich habe vor vielen Jahren einen technischen Beruf im Unternehmen Schott Glaswerke erlernt und bin tagtäglich an den beeindruckenden Glaswannen mit ihrem ganz typischen Geruch der Glasherstellung entlang gelaufen, um mich zwischen den verschiedenen Konstruktionsbüros zu bewegen. Einen Teil meines Wissens um die Glasherstellung möchte ich in diesem umfangreichen Artikel mit Ihnen teilen und ich bin mir sicher, Sie werden viel Neues erfahren.

Ceranfeld - Eine Innovation in der Küche

Schott Entwickler vom Ceranfeld

Schott Glaswerke ist das Unternehmen, welches als erstes Ceran in kleiner Serie bereits im Jahr 1971 herstellte und 1973 das Ceranfeld in Serie produzierte. Der glasherstellende Betrieb, der seit dem Jahr 2004 Schott AG heißt, ist nicht zuletzt bekannt durch das berühmte Jenaer Glas, das ebenso wie das Cerankochfeld eine echte Innovation in der Küche war und heute noch ist.

Otto Schott – Visionär & Firmengründer

Die Firmengründung geht auf den Gründer Otto Schott zurück, der in 1887 hitzebeständiges und robustes Borsilikatglas erfand. Zusammen mit Ernst Abbe, Carl Zeiss und Erich Schott wurde das Mainzer Unternehmen in den Erfolg geführt. Seither gilt das Mainzer Unternehmen der Schott Glaswerke als wichtigster Glasproduzent weltweit, der nicht nur im Bereich Küche und Kochen für beste Glasprodukte sorgt, sondern auch Glasprodukte für

  • Fernsehtechnik
  • Computermonitore
  • Labortechnik
  • Feinoptik (z. B. Brillengläser, Ferngläser)
  • Babyflaschen
  • Solarenergie
  • Weltraum- und Observatoriumstechnik (Spiegel für Weltraumteleskope)
  • uvam.

Die Entwicklung von Ceran

Schon in 1962 bahnte sich die Entwicklung von Ceran an. Im November diesen Jahres meldeten die Schott Glaswerke die Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt an. Um das Glas für das Cerankochfeld herzustellen, arbeitete der Glashersteller eng mit Herstellern von Elektroherden zusammen.

So entstand das erste Ceranfeld mit schwarzer Oberfläche und darunter liegenden Heizspiralen. Diese erhitzten die einzelnen Kochfelder auf bis zu 700°C, während das umliegende Glas auf lediglich 100°C erhitzt wurde.

Nach den ersten Entwicklungsversuchen erlangte das Ceranfeld im Januar 1973 Serienreife und revolutionierte das Kochen.

Auf dem Cerankochfeld wurde die Kochtemperatur deutlich besser in Töpfe und Pfannen weitergeleitet und die Kochhitze war durch das Ceran schneller abrufbar. Noch dazu galt das Cerankochfeld schon damals als absolut pflegeleicht. Keine Rillen und Kanten, die wie beim alten Herd mit Edelstahlkochplatten ständig für Unmut bei Köchinnen und Köchen sorgten.

In 1974 begann der Glashersteller, die Glasqualität von Ceran zu verbessern und Lufteinschlüsse zu reduzieren, da sich aufgrund der enormen Vorteile vom Cerankochfeld diese Innovation gößter Beliebtheit erfreuten und das Interesse an der neuen Art des Kochens rasant wuchs.

Auch Elektrohersteller wie AEG, Bauknecht und Electrolux, die Küchenherde produzierten, glaubten an den großartigen Erfolg vom Ceranfeld und ermunterten die Schott Glaswerke, das Ceranfeld weiter zu optimieren. Erst danach wurde das bis dahin schwarze Cerankochfeld mit farblichen Elementen versehen, die nun auch optisch zeigten, wo genau die Kochfelder auf dem Ceran sitzt.

Ceran und Cerankochfeld

Vorteile vom Ceranfeld

Das Cerankochfeld bietet enorme Vorteile. Wie schon erwähnt, handelt es sich um ein planes Kochfeld, das – abgesehen von der äußeren Rahmenbegrenzung – keine Rillen und Kanten mehr aufweist. Beim Saubermachen der Kochfelder erweist sich dies als ungemein erfreulich. Die große Glasplatte kann einfach abwischt werden und lässt sich perfekt sauber halten. Ist mal etwas übergekocht und angebrannt, kann es mit einem Ceraquick Schaber einfach abgeschabt werden.

Naturgemäße Probleme mit dem Werkstoff Glas

Dennoch gab es ein paar Nachteile zu benennen. Der Werkstoff Glas ist nicht bruchfest und das Ceranfeld reagiert empfindlich, wenn Zucker auf die heiße Kochfläche kommt.

Zudem leuchten sich aufheizende Kochfelder rot; werden sie jedoch ausgeschaltet, geht die Beleuchtung zurück und es besteht Verbrennungsgefahr, wenn das rote Leuchten zwar nicht mehr zu sehen ist, aber noch zuviel Restwärme auf dem Ceranfeld liegt.

Die Vorteile überwiegen und was die Nachteile betrifft, ist es für uns Verbraucher ein Leichtes, richtig mit dem Cerankochfeld umzugehen.

Vorteile überwiegen den Nachteilen eindeutig

Das Glas brilliert mit einer sehr hohen Durchlässigkeit der Wärme, dehnt die Wärme jedoch kaum außerhalb des Kochfelds aus. Die porenfreie Glasoberfläche ist äußerst pflegeleicht und im Vergleich zu alten Stahl-Herdplatten, die überhaupt nicht sichtbar machen, wenn sie erhitzt sind, ist der kurze Moment, in dem man dem Ceranfeld die abnehmende Hitze nicht ansieht, immer noch ein großer Vorteil.

Lesetipp: Plastik auf der Herdplatte entfernen – für Ceranfeld & alten Herd

Fortschrittliche Entwicklung merzt Nachteile aus

Inzwischen hat das Cerankochfeld die alten Stahlplatten-Herde längst vom Markt verdrängt und die Nachteile sind spätestens mit dem Induktionsherd behoben.

Auch die Bruchfestigkeit des Ceranfelds wurde in all den Jahren deutlich verbessert und somit besteht das heutige Cerankochfeld aus robustem Qualitätsglas, mit dem Kochen effizient, sicher und zum puren Vergnügen geworden ist, das auch optisch eine schöne Lösung für jede Küche darstellt.

Das Material Ceran

Das Glas für Kochflächen ist aus einer speziellen Glaskeramik gefertigt, die über allerbeste Eigenschaften verfügt. Es ist äußerst temperaturstabil, nicht anfällig für Temperaturschocks und frei von giftigen Schwermetallen wie Arsen und Antimon.

Nur vier Millimeter beträgt die Dicke des Cerankochfelds, wodurch Hitze sehr schnell an das Kochgeschirr geleitet wird. Der Wärmeverlust ist denkbar gering (auch durch die plane Oberfläche, die ebenfalls den Wärmeverlust reduziert), die Bruchfestigkeit wurde im Laufe der Geschichte von Ceranglas kontinuierlich gesteigert und das Glas ist entspannt (= Heraufsetzung der Bruchfestigkeit).

Dadurch, dass sich die Glaskeramik Ceran quasi gar nicht unter großer Hitze ausdehnt, verformt sich das Cerankochfeld beim Kochen und Braten nicht, wodurch ebenfalls die Wärmeeffizienz optimal ist und keine Energie verloren geht.

Um diesen gravierenden Vorteil optimal auszunutzen, gehört auf eine Cerankochplatte immer ein guter Topf bzw. eine gute Pfanne. Lesen Sie hierzu auch diesen Beitrag zu unserem Gastrolux Pfannenvergleich, der den Stromverbrauch durch Kochgeschirr und richtiges Aufstellen des Geschirrs auf die Herdplatte zum Thema hat.

Materialeigenschaften von Glas

Aus „Sand“ wird Ceranfeld

Vereinfacht ausgedrückt wird Glas hauptsächlich aus Quarzsand (Siliciumdioxid SiO2) zusammen mit Natriumoxid (Na2O) und Calciumoxid (CaO) unter Einwirkung großer Hitze hergestellt. Hinzu kommen unter Umständen weitere Zutaten, die dann gewünschte Eigenschaften erzeugen bzw. ungewünschte Eigenschaften reduzieren.

Bei etwa 1.400°C wird das Zutaten-Gemenge in der mit Platin verkleideten Schmelzwanne geschmolzen, das Gemisch wird homogen. Durch das sogenannte Läutern werden der Glasschmelze Gase ausgetrieben, danach lassen die Glasexperten die Glasschmelze abstehen, um die Temperatur der Schmelze abzusenken.

Von der Abstehwanne wird das heruntergekühlte Glas in die Arbeitswanne transportiert. Von dort aus werden die in der Fertigung befindlichen Glasprodukte in Form gebracht (Formgebung).

Vereinfacht heißt das, die grobe Form von

  • Kaffeekanne
  • Babyflasche
  • TV- oder PC-Monitor
  • Brillenglas
  • Kochgeschirr
  • Ceranfeld
  • usw.

wird gegossen und dann weiter abgekühlt. Einige Glasprodukte werden auch durch Blasen, Spinnen, Schleudern oder Ziehen bzw. Walzen in Form gebracht. Die Schott Glaswerke haben auch heute noch Glasapparatebauer, die als Glasbläser vor allem Laborgeräte nach Bauplänen blasen.

Ein echtes Handwerk, das nur nach Überlieferung alter Glasbläsertradition überleben kann. Ich habe selbst mehrfach das Glasblasen ausprobiert und es ist alles andere, als einfach, überhaupt Glas zu blasen, geschweige denn, erforderliche Maße einzuhalten.

Abkühlung entscheidet über Qualität

Durch die Verarbeitung und die Einwirkung großer Hitze bildet sich bei der Glasherstellung eine enorme Spannung. Dieser Spannung muss zwingend entgegengewirkt werden, da sonst das Glas bei der kleinsten Belastung oder bei einem abrupten Temperaturwechsel sofort zerbersten würde.

Gerade in der Küche ist es für uns Verbraucher enorm wichtig, dass Glasprodukte wie das Cerankochfeld oder Glasschalen, Glastöpfe und Glaspfannen dementsprechend behandelt werden. Schließlich birgt gespanntes Glas ein extrem hohes Verletzungsrisiko.

Wesentlich ist daher die Abkühlung der in Form gebrachten Gläser. Durch ein exakt geplantes Temperverfahren wird das Glas langsam und kontrolliert thermisch behandelt. Dieser Vorgang muss stets exakt auf gewünschte Eigenschaften, Ausgangstemperatur, Materialdicke usw. abgestimmt werden. Bei Spiegeln für Observatorien kann dies sogar ein Prozess von vielen Wochen und mehreren Monaten sein.

Nur, wenn es bei der Glasabkühlung zu keinerlei Fehlern kommt, handelt es sich um hochwertiges Glas, dass wie beim Ceranfeld seine guten Eigenschaften zur Verfügung stellt. Doch nicht nur die Abkühlung entscheidet über Qualitätsglas.

Verunreinigungen der Glasschmelze

Die Herstellung von hochwertigem Glas ist eine Wissenschaft für sich. Verbrauchern ist es kaum bewusst, wodurch Qualität bei Glas definiert wird, denn man sieht dem Werkstoff mit bloßem Auge kaum seine „inneren Werte“ an.

Schon beim Schmelzen der Zutaten kann es zu fatalen Beeinträchtigungen bei der Glasqualität kommen. Verunreinigungen, die sich nur durch größten Aufwand weitestgehend verhindern lassen. Das Edelmetall Platin (teuerer als Gold), sowie Rhodium und Iridium sind bei der Glasherstellung überaus wichtig.

Sie verunreinigen die Glasschmelze am wenigsten, deshalb sind alle Glaswannen und alle Geräte, mit denen die flüssige Glasschmelze in Berührung kommen, mit jenen Werkstoffen ummantelt. Nur so lässt sich eine Kontaktverunreinigung konsequent verhindern.

Hohe Ausschussquote bei der Glasherstellung

Auch Staub, Lufteinschlüsse, Blasen im Glas stellen nicht duldbare Verunreinigungen innerhalb des Glases dar. Jeder Einschluss und jede Ablage auf noch nicht vollständig erkaltetem Glas machen die gewünschten Materialeigenschaften zunichte. Die Glasherstellung ist somit eine hochkomplexe Angelegenheit, die keine Fehler tolerieren lässt.

Der Ausschuss an bereits fertig verarbeitetem Glas ist daher relativ hoch, da die Herstellung und weitere Verarbeitung überaus komplexe Vorgänge sind, die eine naturgemäße Ausschussquote haben. Zweite Wahl gibt es daher auch kaum und so können wir als Verbraucher sicher sein, dass jedes Glasprodukt der Schott Glaswerke ein handverlesenes Qualitätsprodukt darstellt.

Gläser mit Fehlern werden wieder eingeschmolzen und so ist die Glasproduktion ein ökologischer Kreislauf. Wir als Konsumenten sollten diesen unterstützen, indem wir Altglas separat entsorgen und diesem Kreislauf wieder zuführen.

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